Hallo Echo

Herausgeber(in): Frank Molliné

Gebrauchte Airbags vom Schrottplatz und Waschlappen aus dem Discounter. So wie der junge René Magritte bricht der Düsseldorfer Künstler Holger Kurt Jäger, der ein Kunststudium an der Freien Akademie der bildenden Künste in Essen absolvierte, mit den Gesetzen der Logik, Schwerkraft und Perspektiven und sorgt mit der Dualität aus Material und Materialität für eine überraschende Schönheit. „Schön wie das zufällige Zusammentreffen einer Nähmaschine und eines Regenschirms auf einem Seziertisch“, wie Lautréamont einst Schönheit definierte. Echo war in der griechischen Mythologie eine Nymphe, die im Auftrag Zeus’ dessen Gattin Hera von dessen amourösen Abenteuern ablenken sollte. Als Hera dies entdeckte, beraubte sie Echo zur Strafe der Sprache und ließ ihr lediglich die Fähigkeit, die letzten an sie gerichteten Worte zu wiederholen. Aus diesem Grund war Echo nicht in der Lage, dem Jüngling Narziss ihre Liebe zu gestehen. Echo starb aus Kummer in einer Höhle und einzig ihre Stimme verblieb – und auch Narziss wurde verflucht und verliebte sich hoffnungslos in sein eigenes Spiegelbild. Damit könnten die humorvollen Provokationen von Jäger aktueller nicht sein, denn der Selbstbezogenheitstrend in der Politik, der Wirtschaft, im Sozialen, in der Kultur und im Privaten breitet sich rasant aus. Es geht heute stets um Selbstverwirklichung und Selbstoptimierung, um Widerhall und Narzissmus. Auch bei Jägers Werken fragt man sich ständig: Was ist eigentlich noch Wirklichkeit, was schon Fiktion, was gehört zu unserer eigenen Identität und was ist nur ein Abbild der #Regram-Generation. Fazit: Holger Kurt Jäger ist wie der Wetterbericht, heiter bis wolkig, aber dafür mit sehr viel Melancholie. Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen, sagte Ludwig Wittgenstein. Aber zumindest kann man versuchen, es zu malen. (Alain Bieber)